„Ganz großes Kino“

„Die Leinwand hängt leider schief, ist verknittert, vergilbt und hat Löcher. Die Lautsprecher knistern. Man sitzt auf unbequemen Holzsitzen und es

wurde nicht mal sauber gemacht.
Da sitzt einer vor einem und nimmt einem die Sicht. Hier und da wird gequatscht, und man bekommt ganze Handlungsstränge nicht mit.“

So sieht Hape Kerkeling die Kirche. Vor Jahren hat der bekannte deutsche Komiker die Kirche in einem Buch mit einem heruntergekommenen Dorfkino verglichen. Wer den Saal betritt, merkt direkt: Das Haus hat schon bessere Tage gesehen. Es ist also kein Vergnügen, sich hier einen Film anzuschauen.

Hape Kerkeling erzählt, dass viele Leute rausgehen und über den Film schimpfen: „Wer aber trotz der widrigen Bedingungen genau hinsieht, der erahnt, dass es sich bei dem Film um ein einzigartiges Meisterwerk handelt. Die Vorführung ist mies, doch ändert sie nichts an der Größe des Films. Leinwand und Lautsprecher geben nur das wieder, wozu sie in der Lage sind. Das ist menschlich. Gott ist der Film und die Kirche ist das Kino, in dem der Film läuft.“

Was halten Sie von diesem Vergleich? Ist das unverschämt, weil für die Kirche so viele ihr letztes Hemd geben? Oder ist es einfach realistisch, dass das „kirchliche Kino“ die meisten Leute vertreibt?

Vor 1600 Jahren gab es noch keine Kinos. Darum hat der Heilige Augustinus andere Bilder genutzt, um zu verdeutlichen, wie Gott und Kirche zueinanderstehen. Er hat Christus mit der Sonne verglichen und die Kirche mit dem Mond. Die Mond-Kirche hat kein Licht aus sich selber, sondern sie gibt nur das Licht der Christus-Sonne weiter. Dass dieses von der Kirche weitergereichte Licht nicht stabil ist, sondern je nach Mondphase mal zunimmt und mal abnimmt, deutet Augustinus als Hinweis auf den pilgernden Zustand der Kirche insgesamt: Wo die Sünden ihrer Mitglieder Schatten werfen, erhöht sich die Dunkelheit; wenn sie sich aber ihrem strahlenden Erlöser Jesus Christus zuwendet, dann leuchten seine Vergebung und seine Liebe aus ihrem Mondgesicht. Manchmal ertappe ich mich bei dem Wunsch, die Kirche stünde besser da und wäre gesellschaftlich mehr anerkannt. Aber vermutlich ist das ein Holzweg, denn als Kirche muss es uns um Jesus gehen, nicht um uns selbst: Die Kirche wird immer vergleichsweise blass daherkommen und eher dem Mond ähneln als der Sonne. Wichtig ist nur, dass sie ihr Licht von Christus bekommt. Und von mir aus kann sie ruhig wie ein etwas heruntergekommenes Dorfkino wirken. Hauptsache, bei uns spielt der richtige Film.

Gesegnete Schritte Richtung Pfingstfest!

Herzlich
Thomas Equit, Pastoralreferent

P.S. In seinem Buch träumt Hape Kerkeling übrigens davon, dass dieser tolle Film von Gott eines Tages für alle zu sehen sein wird. Und so, wie er das beschreibt, erinnert es fast an den Himmel:

„Ich hoffe, wir können uns den Film irgendwann in bester 3-D-und-Stereo-Qualität unverfälscht und in voller Länge angucken. Und vielleicht spielen wir dann ja sogar mit!“

Bildquelle: Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de